Vacano - Promenade


Die Vacano - Promenade liegt zwischen der Eisenbahnunterführung an der Andreas Hofer Straße und der südöstlichen Ecke des Stadtwaldes, wo man über ein paar Stufen zur Stockingerbrücke hinuntergehen kann.

 

Diese Promenade ist mehr ein ausgetretener Waldpfad, kann aber gut zu Fuß begangen werden und man hat einen schönen Ausblick auf St. Pölten.

 

Nun möchte ich die Herkunft des Namens der Promenade ein wenig erläutern.

Vacano Emil Mario Kaiserwald Stadtwald St. Pölten
Vacano Emil Mario

Vacano, Emil Mario (Emil Ferdinand) (1840–1892), Schriftsteller

 

Geb. Mähr. Schönberg, Mähren (Šumperk, CZ), 16. 11. 1840

gest. Karlsruhe, Großherzogtum Baden (D), 9. 6. 1892

röm.-kath.

ledig

 

Vacano Emil Denkmal Schriftsteller Kaiserwald Stadtwald
Vacano Emil Denkmal

Sohn des Katastral-Schätzungs-Koär. und späteren Katastral-Oberinsp. über Ostgalizien und die Bukowina Johann V. (gest. 1866) und dessen Frau Maria Veronika V., geb. Maurer (gest. St. Pölten, NÖ, 16. 2. 1890);

 

Über seine Jugendjahre findet sich wenig Gesichertes. Bedingt durch den mehrfachen Wohnsitzwechsel der Eltern wuchs er offenbar in verschiedenen Städten Galiziens und Böhmens auf. Nach der Matura in Lemberg ging er  zum Zirkus, wo er teilweise in Mädchenverkleidung – als Seiltänzer und Kunstreiter auftrat.

 

Um diesen Lebensabschnitt  ranken sich zahlreiche Geschichten und Anekdoten, wobei er zu dieser Mythenbildung zum Teil selbst beitrug.

Um 1859 verließ er den Zirkus und trat eine Zeit lang als Schauspieler auf, offenbar auch am Wr. Burgtheater.

 

Südöstliche Ecke der Vacano-Promenade Kaiserwald Stadtwald St. Pölten
Südöstliche Ecke der Vacano-Promenade, Blick Richtung Norden

Die Schriftstellerlaufbahn begann Vacano mit den „Mysterien des Welt- und Bühnen-Lebens“ (1861–62). Wie schon sein Erstling sind viele seiner meist in einem leichten Tonfall geschriebenen und in der Erzählweise verspielten Werke in der Theater- und Zirkuswelt angesiedelt, wobei er wiederholt Autobiographisches einfließen lässt („Moderne Vagabunden“, 2 Bde., 1861–62; „Theater-Plaudereien“, 1862; „Komödianten“, 1889).

 

Gemeinsam mit Ada v. Pinelli (Ps. Günther v. Freiberg) verfasste er den Roman „König Phantastus“ (1866) über König Ludwig II. v. Bayern.

 

Vacano schrieb auch für zahlreiche Zeitungen, schuf Bühnenstücke und übersetzte aus dem Englischen, Französischen, Italienischen, Tschechischen und Polnischen.

 

In der anonym publizierten Abhandlung „Die Gottes-Mörder“ (1871) setzte er sich als gläubiger Katholik kritisch mit der Kirche auseinander. Die Pikanterie mancher der von ihm behandelten Stoffe (unkonventionelle Liebesaffären, Spiel mit Geschlechterrollen und -identitäten, homoerotische Anklänge etc.) sowie Mutmaßungen über seine bewegte Vergangenheit trugen zum Image Vacanos als oberflächlicher Sensationsautor bei.

 

Vacano Promenade: Blick Richtung Norden, rechts liegt St. Pölten

 Vacano, der in seinen ersten Jahren als Schriftsteller ein unstetes Wanderleben führte und von Zeitgenossen teilweise als zerrissen und widersprüchlich charakterisiert wurde, pflegte Freundschaften zu zahlreichen Künstlern, Literaten und Verlegern, z. B. →Friederike Gossmann, →Gustav Heckenast, →Karel Klíč, →Adolf Kosárek, →Peter Ros(s)egger oder →Matěj Šimáček, wovon auch umfangreiche Korrespondenzen im Nachlass zeugen.

 In besonders enger Beziehung stand er ab ca. 1867 zu →Emerich Reichsgf. Stadion-Thannhausen, dem Koautor seiner Werke „Dornen“ (1869) sowie „Asta’s Lieder“ (1882).

 

 Im Laufe der 1880er-Jahre distanzierte sich Vacano allerdings zusehends von Stadion-Thannhausen. Nach dem Tod der Mutter, mit der er ab ca. 1866 in St. Pölten zusammengelebt hatte, zog er zu dem befreundeten Maler Karl Plock nach Karlsruhe, wo er seine letzten Lebensjahre verbrachte. Teilnachlässe Vacanos befinden sich u. a. in der Wienbibl. im Rathaus, in der Stmk. Landesbibl. in Graz, der Badischen Landesbibl. in Karlsruhe sowie in der Univ.bibl. J. C. Senckenberg in Frankfurt am Main.